Im Regelbetrieb sind Maschinen durch Sicherheitseinrichtungen geschützt. Die Hersteller haben funktionale Sicherheitstechnik verbaut, welche im Regelbetrieb das Verletzungsrisiko fast auf null fallen lässt. Bei Wartungs-, Inspektions-, Störungsbeseitigungs-, Reparatur- und Reinigungsarbeiten an Maschinen und Anlagen ereignet sich in Deutschland jedoch etwa jeder fünfte tödliche Arbeitsunfall. Das unkontrollierte Freisetzen von Energien stellt hierbei ein großes Risiko dar, weil Mitarbeiter durch das Entfernen von Schutzeinhausungen ins Innere der Maschine vordringen und dort mit diesen in Kontakt kommen können. Dieses Risiko lässt sich jedoch durch Sicherungsmaßnahmen erheblich reduzieren. Aus diesem Grund setzen immer mehr Unternehmen auf sogenannte Lockout-Tagout-Systeme (kurz: LOTO).
Wie funktioniert Lockout Tagout?
Das LOTO-Verfahren setzt sich aus – grob gesagt – zwei Hauptmaßnahmen zusammen:
- Lockout: Eine Verriegelungsvorrichtung wie Vorhängeschlösser, Ventilabsperrungen oder Blindstopfen werden an Schaltern, Ventilen oder anderen Energietrennstellen angebracht. Dies verhindert den ungewollten Start der Maschine, bis die Arbeiten abgeschlossen sind, und blockiert die Zuführung von gefährlichen Energien (z. B. Strom oder Druckluft).
- Tagout: An jedes Schloss wird ein Warnhinweis, der sogenannte Tagoutanhänger, angebracht. Dieser informiert unbeteiligte Dritte über den Grund der Arbeiten, das Datum der Anbringung des Schlosses sowie den Namen und die Kontaktdaten des Schlüsselinhabers. Nur der Schlüsselinhaber ist berechtigt, das Schloss mit dem Tagoutanhänger zu entfernen.
Warum sollte jedes Unternehmen ein LOTO-System nutzen?
Ein korrekt angewendetes und gelebtes LOTO-System bietet zahlreiche Vorteile:
- Reduzierung von Unfällen: Durch die systematische Verriegelung und Kennzeichnung von Maschinen und Anlagen während Wartungsarbeiten wird das Risiko von Unfällen erheblich verringert. Dies schützt die Mitarbeiter vor gefährlichen Energien wie Strom, Druckluft oder technischen Gasen.
- Kosteneinsparungen: Weniger Unfälle bedeuten auch weniger Ausfallzeiten und geringere Kosten für Reparaturen. Dies kann langfristig zu erheblichen Einsparungen führen.
- Erhöhung der Effizienz: Ein gut implementiertes und gelebtes LOTO-System sorgt dafür, dass Wartungsarbeiten sicher und effizient durchgeführt werden können. Dies minimiert die Stillstandszeiten der Maschinen und maximiert die Produktivität des Unternehmens.
- Rechtliche Konformität: Obwohl LOTO-Systeme in Deutschland gesetzlich nicht vorgeschrieben sind, können sie dazu beitragen, die Einhaltung von Arbeitsschutzvorschriften zu gewährleisten und rechtliche Risiken zu minimieren. Auseinandersetzungen mit der BG sowie zusätzliche Unfallverhütungsmaßnahmen können vermieden werden.
- Verbesserung der Sicherheitskultur: Die Einführung eines LOTO-Systems fördert eine Kultur der Sicherheit und des Verantwortungsbewusstseins im Unternehmen. Mitarbeiter werden geschult und sensibilisiert, was insgesamt zu einem sichereren Arbeitsumfeld führt.
- Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit: Mitarbeiter fühlen sich wertgeschätzt, da ihr Arbeitgeber sich um deren Sicherheit sorgt und nötige Schutzmaßnahmen trifft.
Zur erfolgreichen Einführung eines LOTO-Systems ist ein umfassendes, auf das Unternehmen abgestimmtes Programm erforderlich, das folgende Elemente beinhalten sollte:
- LOTO-Prozess: Entwicklung eines Prozesses zur sicheren Steuerung von Energiequellen unter Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben und betrieblicher Gegebenheiten.
- LOTO-Onepager: Für jede Maschine wird eine spezifische Lockout-Prozedur (Abschaltprozedur) entwickelt, die alle relevanten Schritte zur Sicherung beschreibt, auf verbleibende Restgefahren hinweist und das Wiedereinschalten regelt. Idealerweise passen alle Informationen auf eine A4-Seite – deshalb LOTO-Onepager.
- Kennzeichnung der Energieschnittstellen: Alle erforderlichen Schalter, Ventile und Stecker werden eineindeutig gekennzeichnet, um die Energiequellen klar zu kennzeichnen.
- Schulungen: Mitarbeitende, insbesondere Servicetechniker, müssen umfassend im Umgang mit LOTO-Systemen geschult werden.
Darüber hinaus sollte man den LOTO-Prozess jährlich auditieren, um sicherzustellen, dass alle Vorgaben erfüllt werden und Verbesserungspotentiale aufgezeigt werden können.
Rechtlicher Rahmen in Deutschland
In Deutschland ist das Implementieren eines LOTO-Systems nicht explizit vorgeschrieben, so wie es in den USA der Fall ist.
Das LOTO-Prinzip trägt zur Umsetzung von § 10 der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) sowie § 6 der DGUV Vorschrift 3 bei. Diese Vorschriften verlangen, dass Wartungsarbeiten nur im spannungsfreien Zustand durchgeführt werden dürfen und bewegliche Maschinenteile gesichert sein müssen.
Sie haben Interesse am Thema Lockout Tagout oder wollen ein LOTO-System in Ihrem Unternehmen einführen? Dann kontaktieren Sie uns gerne.
Lockout-Tagout (LOTO): Was ist das eigentlich?