Nachrufe für Dr.-Ing. Anton Obermayer
Nachrufe für Dr.-Ing. Anton Obermayer

Eine gekürzte Fassung des Nachrufs ist in der mt|medizintechnik – Ausgabe 5/2021 (https://www.mt-medizintechnik.de/) zu finden.

Ein Medizintechniker der ersten Stunde

In dem von Anton Obermayer 1993 herausgegebenen Buch „Geräteschulung in Anästhesie und Intensivmedizin – Gesetzliche Anforderungen und ihre Umsetzung in die betriebliche Praxis“ schreibt Prof. Dr. Erich Rügheimer: „Wir haben 1979 am Institut für Anästhesiologie der Universität Erlangen-Nürnberg eine Arbeitsgruppe Medizintechnik ins Leben gerufen und Herrn Dr.-Ing. Anton Obermayer für diese Aufgabe gewinnen können, er hat unsere Idee von einer Symbiose zwischen Ärzten und Ingenieuren zu einer in der deutschen Anästhesie beispielgebenden Einrichtung auf- und ausgebaut“. Obermayers Aufgabe bestand darin, Ärzten und Pflegekräften der Anästhesie ein praxisnahes Verständnis für die sichere Handhabung der medizinisch-technischen Geräte zu vermitteln und „gleichzeitig über die Wartungsintervalle der Herstellerfirmen hinaus täglich das reibungslose Funktionieren der Geräte zu garantieren“. Mit einem weit über das Normale hinausgehenden Einsatz, mit stets praxisnahen Beispielen und unter Berücksichtigung der rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen verstand er es, alle mit Medizintechnik in Berührung kommenden Personen zu faszinieren und praktikable Lösungswege aufzuzeigen. Kennengelernt habe ich Anton Obermayer 1979 in meiner damaligen Funktion als Leiter der Entwicklung der Medizintechnik der Drägerwerk AG. Zehn Tage bot ich ihm die Möglichkeit, sich mit Anästhesie- und Narkosegeräten aus Herstellersicht auseinanderzusetzen. Es entwickelte sich eine Zusammenarbeit und Freundschaft, die acht Wochen vor seinem Tod in einem langen Telefonat ihren Abschluss fand. Breitgefächert ist das Netzwerk, das sich Anton Obermayer in seinem Berufsleben als ein Medizintechniker der ersten Stunde aufgebaut hat:
• Aktive Mitarbeit im Normenausschuss DINNARK 053-03-01 AA „Anästhesie und Beatmung“ bis Dezember 2014
• Obmann im Normenausschuss DIN-NARK NA 053-03-02 AA „Medizinprodukte für das Atemwegssystem“ bis Dezember 2014
• Mitglied der Ethik-Kommission der Bayerischen Landesärztekammer bis April 2018
• Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Geräte der Elektromedizin der IHK Nürnberg (als einer der ersten in der Bundesrepublik)
• Geschäftsführer der Firma „Ingenieurbüro für Medizintechnik und Medizinprodukte GmbH“ seit Oktober 2012, nachdem er mit dem 63. Lebensjahr vorzeitig in die Altersrente gegangen war. In dieser Funktion hat er eine Vielzahl von Seminaren zu den Themen Medizinproduktegesetz (MPG), Medizinprodukte- Betreiberverordnung (MPBetreibV), Einweisung, Sicherheitstechnische Kontrollen, Messtechnische Kontrollen, Dienstanweisungen zur Umsetzung der regulatorischen Forderungen mit dem Schwerpunkt MPG und MPBetreibV gehalten.
• Allein in dem 1999 gegründeten „Forum für Medizintechnik“ (FFM) war Obermayer in 77 Tagesseminaren zu „Inhalt und Umsetzung des MPG und der Betreiberverordnung“ als anerkannter Referent tätig. Über 6000 Teilnehmern von Krankenhäusern und Arztpraxen konnten praxisnahe Hilfen zur Umsetzung des Medizinproduktegesetzes und der Betreiberverordnung vermittelt werden.
• Das von Anton Obermayer aufgebaute Netzwerk wird in den von ihm herausgegebenen Büchern und Veröffentlichungen sichtbar. Hervorheben möchte ich folgende zwei Werke: „Simulation in Anästhesie und Intensivmedizin“ (Springer-Verlag 1992) und „Geräteschulung in Anästhesie und Intensivmedizin – Gesetzliche Anforderungen und ihre Umsetzung in die betriebliche Praxis“ (TÜV Rheinland Verlag 1993). Aus beiden Werken wird ersichtlich, dass ihm „Medizintechnik“, die Zusammenarbeit von Medizin und Technik, eine Herzensangelegenheit war. Ich verneige mich vor Anton Obermayer, der am 3. August 2021 im Alter von 72 Jahren friedlich eingeschlafen ist, und schließe mich den Worten von Frau Obermayer an, die der 3-jährigen Enkeltochter den Tod von Anton wie folgt erklärt: „Der Opa Anton ist jetzt im Himmel und sitzt auf einer großen Wolke, nachts leuchtet er als Stern und passt auf uns auf, dass uns nichts passiert.“
Prof. Dr. rer. nat. Horst Frankenberger, FFM-Gründungsmitglied (1991) und Vorsitzender des FFM 1998 – 2013

Die standardisierte Gebrauchsanweisung – ein Werkzeug für die tägliche Routine

Wir trauern um einen engagierten Kollegen, einen kompetenten Experten der Medizintechnik und des Medizinprodukterechts. Im Focus von Dr. Anton Obermayer stand stets „der Anwender“ und die „sichere Anwendung“ von medizinischtechnischen Geräten. Die Ausbildung von Medizintechnikern, Studierenden der Medizintechnik, Fachärzten und Pflegekräften sowie Seminare zur sicheren Anwendung ziehen sich wie ein roter Faden durch seine beruflichen Tätigkeiten. Herr Dr. Obermayer verstand es, durch seine Rhetorik in Verbindung mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis und umfassendem Hintergrundwissen die Teilnehmer zu begeistern und zu motivieren. Mit dem Namen Obermayer verbunden ist für mich aber auch die „standardisierte Gebrauchsanweisung“, ein Instrument, das es dem Anwender ermöglicht, wesentliche Informationen im Bedarfsfall schneller aufzufinden. Dr. Anton Obermayer werden wir als Kollegen, aber auch als Gesprächs- und Diskussionspartner schmerzlich vermissen!
Prof. Dr.-Ing. Rolf-Dieter Böckmann

Like a walking shadow in my brain

Meine Begegnungen mit Dr. Anton Obermayer sind mir sehr intensiv in Erinnerung geblieben, war er es doch, der bald nach unseren ersten Treffen in München im Rahmen der FFM-Seminare mir mitten in einem Gespräch plötzlich und unvermittelt die Hand reichte, mit den Worten: „Das Sie ist mir jetzt zu dumm – Ich bin der Anton!“ Er bot mir das Du an, mit einer Herzlichkeit und einem fast bübischen Lächeln. Spätestens da wusste ich: Dieser Mensch ist besonders! In vielen gemeinsamen Gesprächen und Seminaren hat er Lehrinhalte mit nadelspitzer Präzision und mit einer Portion bayrischem Humor vermittelt. Er konnte in einprägsamen Sprachbildern diese Inhalte lebendig werden lassen und so für den Zuhörer abrufbar machen. Davon haben schon sehr viele Teilnehmer in den Seminaren profitiert. Während meiner täglichen Arbeit fließen diese von Anton gebildeten Lehrinhalte direkt bei den Einweisungen und beim Unterrichten der Anwender von Medizinprodukten ein – zum Nutzen der Patienten, die in Abhängigkeit vom Wissen und Können der Anwender stehen. Dieses verantwortliche Handeln wird in der FFM-Seminarreihe immer im Mittelpunkt der Umsetzung des Medizinprodukterechts stehen müssen, hat doch Anton hier seine deutlichen Spuren hinterlassen.
Anton war ein kluger, freundlicher, humorvoller und lebensbezogener Mensch, der mir begegnete. Ich danke ihm herzlich!
Stefan Hinz, Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensiv-Pflege, Medizinproduktebeauftragter: Bereich Anästhesie und Intensivmedizin

Lebendiges Erinnern

1999 habe ich, im Rahmen der Seminare für das FFM, Anton Obermayer persönlich kennen und schätzen gelernt. Die gemeinsam bestrittenen Seminare waren eine gute Möglichkeit, sich mit Anton Obermayer, einer Persönlichkeit, die bezüglich Medizintechnik und Medizinprodukterecht immer über den aktuellen Stand informiert war, auszutauschen und ausführliche Gespräche zu führen – natürlich auch im persönlichen Bereich. Deutlich erschienen uns die Probleme, die aus dem Fortschritt der Medizintechnik und der Medizin für den Anwender entstanden. Anton Obermayers Ziel war es, dabei Hilfestellung für alle an dem Prozess beteiligten Personen zu geben. Eine seiner besonderen Gaben war es, die Zuhörer in seinen Vorträgen zu „fesseln“ und zu begeistern. Er wurde bei Seminarveranstaltungen des Öfteren von Teilnehmern angesprochen, die in der Vergangenheit schon einmal seine Unterrichte und Vorträge hören durften – und sich natürlich noch an ihn und seine Worte erinnerten. So war es auch für mich immer wieder eine besondere Freude, an den Seminaren mit ihm zusammen teilzunehmen, und stets eine willkommene Gelegenheit, etwas Neues zu hören und zu lernen.
Dr. Bernt Klinger, Oberarzt Neurointensivstation Schönklinik Hamburg Eilbek

Ein großer Lehrer

Wenn Behördenvertreter Dr. Anton Obermayer angebliche Notwendigkeiten vorgetragen haben, wurden diese von ihm nicht in vorauseilendem Gehorsam erfüllt! Oft drückte er seinem Gesprächspartner die kleine Gesetzessammlung MPG & Co. in die Hand und sagte: „Wenn Sie mir zeigen können, wo das steht, dann mache ich das!“ Seine Art, sich in Seminaren bei der Beurteilung von Sachverhalten stets präzise auf die Gesetzesgrundlagen zu beziehen und den Teilnehmern dennoch durch praxisnahe Beispiele Handlungsleitfäden an die Hand zu geben, die bei vielen Teilnehmern unvergessen blieben, machte Anton zu einem Lehrer von besonderer Klasse. Ich durfte in den vergangenen zehn Jahren regelmäßig Seminare gemeinsam mit Anton bestreiten. Seine Fähigkeit, die Teilnehmer mit seinen Geschichten zu fesseln, hat mich veranlasst, eine seiner Blockvorlesungen für staatlich anerkannte Medizintechniker zu begleiten. In der ihm eigenen Art hat er den Teilnehmern einen „Lückentext“ als Skript zur Verfügung gestellt, der von jedem einzelnen während der Vorlesung zu komplettieren war. Keiner konnte sich ausruhen, jeder musste wach und präsent sein – trotz Blockveranstaltung am Wochenende. Als Belohnung dafür gab es die Möglichkeit, in kürzester Zeit in die regulatorische Welt der Medizintechnik einzutauchen, jederzeit Fragen zu stellen und Zusammenhänge zu verstehen. Es war eine Freude, zu sehen, wie Anton die Teilnehmer für sein Thema begeisterte. In fast 40 Jahren Schaffenszeit hat Dr. Anton Obermayer so tausendenden Menschen die Gewähr für die sachgerechte Handhabung von Medizinprodukten nahegebracht. In meinen Augen hat er dadurch unzähligen Menschen das Leben gerettet. Ich bin dankbar, dass ich Anton ein Stück des Weges begleiten und von ihm lernen durfte. – Anton, Du fehlst!
Markus Kemm, Vorstandsvorsitzender des Forums für Medizintechnik e. V. und Geschäftsführer der CRConsultants GmbH & Co. KG

Anton Obermayer – beispielgebend für Ingenieure im Krankenhaus

Anton Obermayer entsprach für mich dem Idealbild eines Klinikingenieurs in der Anästhesie. In den frühen 90er Jahren durfte ich als Berufsanfänger eines seiner legendären Beatmungsseminare besuchen. Ich war unglaublich beeindruckt, mit welchem Detailwissen und mit welcher Kompetenz und letztendlich auch mit welchem Selbstbewusstsein Anton Obermayer Narkose-und Beatmungsgeräte erklären konnte. Diese Erklärungen betrafen nie nur die technische Funktion, sondern beinhalteten auch ein gehöriges Maß an applikativem Wissen. Schnell wurde klar, dass hier einer lehrte, der sich nicht nur als „Schrauber“ und „Verwalter“ von medizintechnischen Geräten verstand, sondern als Partner des medizinischen Personals im besten Sinne. Diese Rolle des Beraters, Erklärers und Vermittlers zwischen Medizintechnik und deren Anwendung in der Medizin gefiel mir ausnehmend gut. Voraussetzung war ein großes Grundverständnis für die Anforderungen von Anästhesisten und Intensivmedizinern und daraus abgeleitet ein gutes Gefühl dafür, was nötig und erforderlich ist. Anton Obermayer hat das nach meinem Verständnis in den 80er und 90er Jahren so gelebt, dass er für mich zum absoluten Vorbild wurde. Seinen Standpunkt dazu hat er stets verteidigt und ist nicht abgewichen von dem, was er für richtig und notwendig hielt. Diese Konsequenz, manche würden sagen Sturheit, hat ihm nicht nur Freunde eingebracht – meine Bewunderung aber in jedem Falle. Dieser streitbare und kompetente Geist fehlt!
Maic Regner, Klinikingenieur in der Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden

Ein Enthusiast

Ich durfte Anton im Rahmen eines FFM-Seminars in München Ende der 90er Jahre kennenlernen. Ich war damals von seinem Beitrag begeistert. Bei ihm war es nie nur ein Vortrag, sondern immer ein Austausch mit den Teilnehmern. – Ich wurde sein „Fan“. Es war Anton immer ein Anliegen, die manchmal sehr komplexen Anforderungen bei der Anwendung von Medizinprodukten interessant und besonders allgemeinverständlich zu vermitteln. Die Verantwortung der Anwender in Bezug auf das Medizinprodukterecht war dabei die Motivation für seine Arbeit. Sein Ziel war es, „die Anwender fit zu machen“, wie er zu sagen pflegte. Fit zu machen für den Alltag. Seine Beiträge waren gespickt mit zahlreichen anschaulichen Fallbeispielen – ein eindrücklicher Beweis für die Erfahrungen seines langen, erfolgreichen Berufslebens. Mich hat es besonders gefreut, in Anton einen „väterlichen“ Freund gefunden zu haben, mit dem ich mich in vielen Fragen des täglichen medizintechnischen Lebens austauschen konnte. Er war dabei immer ratgebend, nie belehrend. Ich habe viel gelernt. Besonders seine nachdrückliche und immer verbindliche Vorgehensweise, gepaart mit einer beeindruckenden Fachkompetenz und seiner Leidenschaft für die Aus- und Weiterbildung sind für mich bis heute prägend. Ich bin sehr dankbar, ein kleines Stück des Weges mit ihm gemeinsam gegangen zu sein. Anton war ein Enthusiast, die Medizintechnik war ein wichtiger Teil seines Lebens. Die Berge, im Sommer wie auch im Winter, waren eine seiner weiteren Leidenschaften. Es kam vor, dass Anton direkt vom Skifahren auf dem Gletscher in den Hörsaal kam. Die Abende vor den Seminaren, mit ihm und im Kreis der Referentenkollegen, werden mir immer in guter, besonderer Erinnerung bleiben. Wir haben uns in vielen, manchmal sehr langen Gesprächen über die großen und kleinen Dinge des beruflichen und privaten Lebens ausgetauscht. Für mich, für uns Referenten waren die Seminare immer ein Highlight des Jahres, ein sehr geliebtes regelmäßiges Wiedersehen. Das wird jetzt, ohne Anton, anders werden. Aber es wird weitergehen, ganz im Sinne von Anton Obermayer. Farewell Anton!
Thorsten Stolpe, Projektleiter Campus Neues Klinikum Lörrach

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