Die Bezeichnung HAZOP (Hazard and Operability Study) stammt aus dem englischsprachigen Raum. In Deutschland wird die Methode als PAAG (Prognose, Auffinden der Ursachen, Abschätzen der Auswirkungen und Gegenmaßnahmen einleiten) bezeichnet. HAZOP/PAAG beschreibt eine systematische Vorgehensweise zur Identifikation möglicher Abweichungen und Störungen in technischen Systemen. Die Methode hat sich insbesondere in der Prozess-, Pharma- und Petroindustrie als Instrument der sicherheitstechnischen Beurteilung etabliert.
Das PAAG-/HAZOP-Verfahren dient dazu, Szenarien für potenzielle Abweichungen und Störungen zu entwickeln und detailliert zu beschreiben. In der Praxis wird das PAAG-Verfahren häufig mit risikobewertenden Methoden wie FMEA (Failure Modes and Effects Analysis) oder LOPA (Layer of Protection Analysis) kombiniert und als Instrument zur Gefahrenidentifizierung genutzt, da diese Methoden keine umfassende Szenarienanalyse bieten. Die Kombination dieser Methoden trägt entscheidend zur Qualität der sicherheitstechnischen Beurteilung bei.
Das Verfahren wird stets in einem interdisziplinären Team angewandt. Es ist wichtig, dass die Teammitglieder aus verschiedenen Fachbereichen stammen, um Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Das Vorgehen erfolgt in vier Schritten:
- Prognose von Abweichungen
Zentrales Element dieses Schrittes ist das sogenannte "Leitwort". Das Leitwort beschreibt, durch welche Fehlfunktion eine Abweichung vom regulären Betrieb entstehen könnte. Beispielhafte Leitworte sind:- "Nein oder nicht": Die Funktion wird nicht erfüllt (z. B., es liegt kein Druck in der Pneumatikleitung an).
- "Mehr": Ein quantitativer Anstieg der Prozessgrößen, wie ein Druckanstieg über den Sollwert.
- "Weniger": Eine quantitative Abnahme der Prozessgrößen, wie ein Druck unterhalb des Sollwertes.
- "Anders als": Ein Element der Sollfunktion wird durch etwas anderes ersetzt (z. B. reiner Stickstoff in einer Druckluftleitung).
- Auffinden der Ursachen
Das Team ermittelt mögliche Ursachen für die beschriebenen Szenarien, wobei bereits integrierte Sicherheitstechniken außer Acht gelassen werden, um alle möglichen Risiken unvoreingenommen zu erfassen. - Abschätzen der Auswirkungen
Die potenziellen Auswirkungen der prognostizierten Fehlfunktionen werden bewertet. Dabei werden verschiedene Schadensarten (Personenschäden, Umweltschäden, finanzielle Schäden) mit unterschiedlichen Gewichtungen berücksichtigt. In diesem Schritt kommen Methoden wie FMEA und LOPA ins Spiel, um Risiken fundiert zu bewerten. - Gegenmaßnahmen
Geplante und bestehende Gegenmaßnahmen zur Schadensbegrenzung werden dokumentiert und, falls nötig, neu bewertet. Diese Maßnahmen können technischer oder administrativer Natur sein und sollen das Risiko so weit wie möglich minimieren.
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